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Nachhaltige Fonds: Raus aus der Öko-Nische

Geldanlagen wurden lange hinsichtlich dreier Aspekte bewertet: Sicherheit, Rentabilität und Verfügbarkeit. Bei vielen Anlegern hat aber ein Umdenken stattgefunden. Sie suchen nach einer nachhaltigen Anlagemöglichkeit, die auch ökologische, soziale und ethische Aspekte berücksichtigt. Im Verhältnis zum gesamten investierten Vermögen kommen nachhaltige Anlagen zwar bislang erst auf einen Anteil im einstelligen Prozentbereich, dieser Anteil wächst jedoch rasant. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank ist das Anlagevolumen in nachhaltige Investments in Deutschland, Österreich und der Schweiz von 2006 bis 2016 von rund 20 Milliarden auf mehr als 240 Milliarden Euro gestiegen. Die Fondsbranche hat sich diesem Trend angepasst und bietet zunehmend nachhaltige Fonds an.

Das Problem: Es gibt keine genaue Definition, was einen nachhaltigen Fonds ausmacht. Die Fonds arbeiten mit sehr unterschiedlichen Ansätzen – und nennen sich alle nachhaltig.

Themenfonds

Themenfonds investieren das Geld ihrer Anleger ausschließlich in Unternehmen aus einem Bereich. Klimafonds zum Beispiel erwerben Aktien aus dem Bereich der erneuerbaren Energien oder von Eisenbahngesellschaften. Übliche Branchen für Themenfonds sind auch sogenannte grüne Immobilien, nachhaltige Rohstoffe (Wald, Landwirtschaft, Wasser) sowie Investitionen in soziale Projekte, Kultur und Bildung.

Umweltfonds

Solche Fonds konzentrieren sich nicht auf ein Thema, sondern suchen breit gestreut nach Unternehmen, die sich dem Umweltschutz widmen. Das können ganz unterschiedliche Firmen sein wie Messgerätehersteller, Müll- und Recyclingunternehmen und Solaranlagenhersteller.

ESG-Fonds

Bei ESG-Fonds steht das „E“ für Umwelt (Environment), das „S“ für sozial verantwortliches Handeln (Social) und das „G“ für die Einhaltung guter Unternehmensführung (Governance). Manager von ESG-Fonds können aus einer breiteren Angebotspalette wählen, solange der Aktienkauf ethisch vertretbar ist.

Auswahl geeigneter Aktien

Es gibt unterschiedliche Ansätze zur Auswahl geeigneter Wertpapiere für nachhaltige Fonds. Fondsmanager kombinieren diese häufig miteinander:

  • Ausschlusskriterien oder Negativkriterien: Unternehmen oder Staaten werden grundsätzlich ausgeschlossen, weil sie bestimmte Produkte herstellen oder soziale, ökologische und Governance-Kriterien nicht erfüllen. Beispiele: Unternehmen stellen Waffen her, verstoßen gegen Arbeits- und Menschenrechte oder sind in der klimaschädlichen Kohle- und Erdölindustrie tätig. Nachhaltige Fonds verzichten häufig auch auf eine Investition in Firmen, die mit Glücksspiel, Korruption oder Pornografie in Verbindung stehen. Staaten werden ausgeschlossen, wenn sie die Todesstrafe anwenden, das Kyoto-Protokoll nicht ratifiziert haben oder Kinderarbeit nicht verbieten.
  • Qualitätskriterien oder Positivkriterien: Das Fondsmanagement wählt bewusst Aktien von Unternehmen und Branchen aus, die nachhaltig wirtschaften. Beispiele dafür sind Firmen aus dem Bereich erneuerbare Energien und Unternehmen, die sich in besonderer Weise sozial engagieren.
  • Best-in-Class: Die Fondsmanager schließen keine Branche von vornherein aus, investieren aber nur in die Firmen, die innerhalb einer Branche im Hinblick auf Umwelt- und Sozialstandards am besten abschneiden. Das bedeutet auch, dass Wirtschaftszweige ausgesucht werden können, die in einem nachhaltigen Fonds überraschen, zum Beispiel die Atomindustrie. Dahinter verbirgt sich die Hoffnung, dass die schlechter abschneidenden Branchenvertreter ihr ökologisches, soziales und ethisches Verhalten verstärken, um zum „Klassenbesten“ aufzuschließen. So sollen ganze Branchen nachhaltiger werden.
  • Engagement: Die Fondsmanager nutzen ihre Möglichkeiten zur Einflussnahme auf Unternehmen. Sie suchen den direkten Dialog mit Aktiengesellschaften oder nutzen ihr Stimmrecht, um die Unternehmensführung zur Berücksichtigung von sozialen, ethischen und ökologischen Kriterien zu bewegen.

Wer sich die Wertpapier-Portfolios und die Anlagebedingungen nachhaltiger Fonds genau ansieht, wird feststellen: Es gibt nur sehr wenige Fonds, die wirklich nur in „saubere“ Unternehmen investieren. Letztlich entscheidet der Fondsmanager im Rahmen seiner Vorgaben, ob ein Unternehmen die Nachhaltigkeitskriterien noch erfüllt oder nicht. Das ist nicht immer eindeutig erkennbar. Beispiel: Eine Fastfood-Kette, die teilweise mit Bioprodukten arbeitet. Anleger sollten sich daher sorgfältig informieren, um den nachhaltigen Fonds zu finden, der ihrem Verständnis am ehesten entspricht.

Rendite-Erwartungen nachhaltiger Fonds

Wer einen nachhaltigen Fonds erwirbt, hat auch Chancen auf eine Rendite. Untersuchungen des Analysehauses Scope zeigen, dass klassische und nachhaltige Fonds sich im Hinblick auf Wertentwicklung und Volatilität nur wenig unterscheiden und die Ökovarianten in den vergangenen Jahren tendenziell sogar besser abgeschnitten haben.

EU stärkt nachhaltige Geldanlagen

Nachhaltige Fonds bekommen zusätzliche Unterstützung, die EU will klimafreundliche Investments stärker fördern. Sie hat sich im Rahmen des Pariser Klimaabkommens 2015 verpflichtet, den Ausstoß an Treibhausgasen bis 2030 im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu reduzieren und so die Erderwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit auf eineinhalb Grad zu begrenzen. Nach Schätzungen der EU-Kommission sind dazu klimafreundliche Investitionen in Höhe von etwa 180 Milliarden Euro pro Jahr notwendig. Das schafft die öffentliche Hand nicht allein.

Experten erstellen derzeit eine Liste von Unternehmen, die nachweislich mit dem Erreichen des 1,5-Grad-Zieles in Einklang stehen und kennzeichnet sie mit einem „Paris-Label“. Diese Firmen sind damit für Kapitalanleger als klimafreundliches Unternehmen erkennbar.

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